DAS GERÄUSCH VON SICH AUFLÖSENDEM ZUCKER - eine Stunde zu Hause

Von: Matteo Schenardi | erstellt am: 07.03.2018

erhorcht, weitergesponnen und collagiert von der Kollegitheatertruppe 2018

Was nennen wir unser Zuhause? Wie tönt es? Wie riecht es? Wie fühlt es sich an?Warum sehne ich mich danach? Warum sehne ich mich weg? Ist Daheimsein mein Sehnen nach Sicherheit im Unbekannten? Findet das Zuhause im Jetzt statt oder ist es das Gebilde von Vergangenem und Ersehntem? Ein emotionales Fabelwesen, in dessen Schoss ich mich bette oder gegen welches ich rebelliere?„Es geht allen Menschen so. Das Leben ist eine unsichere Sache. Nur wünschen die Leute oft, es nicht zu sehen. Der Tod ist ihnen ein Tabu. Dabei ist er so sicher wie nichts, was die Menschen sichern wollen. Ein sicherer Abgrund. Das erschreckt. Man erträgt nicht leicht, abgründig zu sein, offen, verletzlich. Oft kapselt man sich ab, zimmert ein Weltbild: stabil, behäbig, festgefügt. Man liebt es, sich zu täuschen. (...)Die geistige Auseinandersetzung mit der abseitigen Lage: man weicht ihr aus. Jedenfalls zu oft. Dabei wäre sie die wirksamste Waffe, das Leben zu meistern. Man müsste sich dem Leben stellen. (...)“So schreibt Martin Stadler 1975 in „Die neuen Postillione“ und in diesem Sinne wollen wir unser zu Hause erhorchen, beobachten und in einer guten Stunde frei zusammengefügt weiterspinnen. Oder wie schreibt Prof. Doktor Harald Welzer: „Das Aufbegehren braucht einen Bezugspunkt: eben, Heimat!“Durch Improvisationsverfahren, beispielsweise ausgehend von Büchern unserer Kindheit, tasteten wir uns durch unsere Heimatbegriffe. Durch die festgefahrenen, die klischierten und die ständig sich neu bildenden. Wir horchten an den Orten unseres Zuhauses genauer hin. In Cafés, im Bus, auf dem Schulweg, in Warenhäusern oder am Mittagstisch. Hielten scheinbar unscheinbare Dialoge fest, zeichneten sie auf, schrieben sie nieder und geben sie nun wieder. Anonymisiert. So, wie sie gesprochen wurden: Scheinbar unscheinbar, flüchtig und ebenso wesentlich.

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